Samstag, 22. Oktober 2011

Nacht. 21. - 22. Oktober.

Plötzlich steht H vor meiner Tür. Ohne Vorwarnung. Dabei ist doch Pause. Es muss etwas Wichtiges sein, sonst würde er die Pause nicht unterbrechen. Er umarmt mich ganz fest. Ich erschrecke mich. Es ist, als hätte er Angst mich wieder los zu lassen. Dann gehen wir in mein Zimmer, setzen uns auf die Sofas. Er auf das eine, ich auf das andere. Grade wollte er anfangen zu erzählen was los ist, wieso er so fertig ist. Dann klingelt sein Handy: C ruft an. Was will die denn? Sie weiß, dass H bei mir ist und möchte mit hören, was wir so reden. Ich hätte ihr gerne meine Meinung gesagt, wie scheiße das ist. Lasse es aber, Stress vermeiden und so. H schaut mich flehend an. Ich solle irgendwas gegen sie machen, sie solle nicht mit hören. Wie? Sie ist seine Freundin, wieso darf sie nicht? Okay. Ich nehme mein Handy und sein Handy, lege sie irgendwo weit von uns weg hin, mache auf meinem Handy Musik an, damit C nur das hört, und schmeiße eine Decke und Kissen drauf. Gut gedämpft. 


Als ich wieder zu H komme, sitzt er im Schneidersitz da und hat das Gesicht in seinen Händen vergraben. Ich setze mich neben ihn und streiche ihm beruhigend über den Rücken. Er schluchzt. Er weint. Er weint wirklich! Ich habe ihn noch nie weinend erlebt. Und auch nur einmal niedergeschlagen. "Was ist los?", frage ich vorsichtig und nehme seine eine Hand von seinem Gesicht weg. "Ich will nicht sterben.. bitte." "Was? Wieso?", mein Herz schlägt schnell. Was meint er? Was ist nur los? Als er sich etwas beruhigt hat, erzählt er. Arztbesuch. Wegen der Kopfschmerzen, die er einfach immer hat. Seit zwei Jahren. Alle möglichen Untersuchungen. Diesmal haben sie etwas entdeckt: Eine Zyste am Hirn. Oder fast im Hirn. Sie wissen nicht genau, was es ist. Vielleicht in Tumor. Die Folgen können sie auch nicht abschätzen. Aber H soll operiert werden. Bald. Es wird eine schwierige Operation werden, denn auf Grund des Unwissens über die Zyste wissen sie nicht genau damit umzugehen. Schließlich soll Hs Leben nicht gefährdet werden. Und genau davor hat er Angst! Um sein Leben.


Zeitsprung:


Vor zwei Stunden hat Hs OP begonnen. Wäre sie zu ende, hätte ich eine sms von C bekommen. Sie ist natürlich mit zur Klinik gefahren. War ja klar. Seine Freundin. Die es aber später erfahren hat als ich. Immerhin hat sich vorgeschlagen mich auf dem Laufenden zu halten. Ich bin total angespannt. War schon nutzloserweise drei Mal mit den Hunden in zwei Stunden, und habe die Küche aufgeräumt. Hauptsache nicht so rumsitzen. Bloß nicht nachdenken. Trotzdem schwirrt in meinen Gedanken alles Mögliche rum. Was, wenn es wirklich Probleme gibt? H zurecht Angst um sein Leben hatte? Er hatte ja die Schmerzen. Er hatte das Gefühl. Jetzt hab ich irgendwie Angst. Angst um ihn. Was soll ich denn bitte ohne ihn machen? 
Nach gefühlten 214837587368467 Stunden dann die erlösende sms. H ist aus dem OP raus. Noch nicht wach, aber fertig und es lief gut. Mir fällt der Mount Everest vom Herzen. Jetzt muss er nur noch wieder aufwachen.


Zwei Tage später fahre ich zu ihm hin. Mit dem Zug. Zwei Stunden Fahrt. Blöde Klinik, die so weit weg ist. Angekommen verlaufe ich mich erstmal fast und brauche mindestens eine viertel Stunde, um sein Zimmer zu finden. Unglaublich. 
Er freut sich mich zu sehen. Das ist ein schönes Gefühl. Aber nicht so schön wie das Gefühl zu wissen, dass es ihm gut geht. Er lächelt und hat grade keine Schmerzen. Ich bleibe noch ganz lange bei ihm. Bis es dunkel ist, und ich eigentlich gar nicht mehr da sein dürfte. Mama und Papa schwindle ich an, dass ich bei L übernachten würde. Ganz spontan. Und bleibe einfach in der Klinik. Bei H. Wir reden noch viel und immer wenn eine Schwester kommt, verstecke ich mich einfach im Bad. Die Nacht über schlafe ich so gut wie gar nicht, nicke nur immer wieder ein. H schläft seelenruhig. Er sieht so friedlich aus und ich bin schon wieder so glücklich, dass es ihm gut geht. 


C ist eifersüchtig, als sie am nächsten Tag kommt und ich schon da bin. Beziehungsweise immer noch. H nimmt's leicht. Er findet, es ist ne gute Aktion gewesen. Er wollte nicht allein sein. Ein Punkt für die Freundschaft. Von der ich jetzt weiß, dass sie richtig ist.






~~


Irgendwie ein scheiß Traum. Er hat mir aber 100% das Gefühl der Freundschaft für H gegeben. Ich weiß wieder, wie es sich anfühlt nur Freundschaft für ihn zu empfinden. Ich hab mein Ziel, zu welchem Gefühl ich muss. Leider weiß ich aber, im Gegensatz zu meinem Ich im Traum, nicht, wie H zu unserer Freundschaft steht, und ob sie richtig ist. Irgendwann vielleicht. 

7 Kommentare:

  1. Wow, der Post gefällt mir total gut, du schriebst wirklich schön ♥ Ich bin nun deine Leserin und würde mich sehr über deinen Besuch freuen ;)

    owlspassion.blogspot.com

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  2. Du schreibst echt schön :) Ich bin jetzt deine Leserin und du kannst ja mal bei mir vorbeischau'n :) http://gluecks-klee.blogspot.com/

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  3. Ich hoffe, der Traum geht vielleicht irgendwann mal in Erfüllung. H müsste aber nicht unbedingt n eine OP, damit ihr beide merkt, wie sehr der andere euch braucht. ♥

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  4. Wunderbar, das hört sich doch gut an! :-)
    Ich biin gespannt auf noch mehr kleine süße Geschichten von dir zu hören, denn nun bin ich deine Leserin! :-)
    Würde mich freuen, wenn du mich vielleicht auch folgen könntest? - ♥

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  5. Hallo :)
    Hier ist die Bloggerin von marken-butterblume.blogspot.com. Diesen Blog hab ich geschlossen. Wieso, warum, weshalb steht alles da ^^ Da du eine Leserin bist / warst stell' ich dir meinen neuen Blog vor, da ich nicht ganz mit dem Bloggen aufhören möchte ^^ Ich hoffe du schaust vorbei ;)
    ++ NEUER BLOG <3 ++

    Alles Liebe ♥

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